Wanda Stang
Die Berliner Malerin Wanda Stang mit "Freiwachs 3" (2022)!
Sie blickt mich direkt und unverhohlen an! Ihr Haar umspielt ihre rechte Gesichtshälfte und ihren Mund in einer schüchternen Pose. Ihr Blick jedoch ist lebendig und glasklar. Voller Selbstbewusstsein schaut sie zum Betrachter und mir direkt in die Augen. Sie ist jung und doch eindeutig kein Kind mehr. Eine junge Erwachsene, die ihre Jugendzeit hinter sich gelassen hat und auf dem Weg zur vollen Entfaltung ihrer Blüte ist. Analog zu ihrem Blumenkranz, der sie schmückt. Das Gesicht und ihr Haar sind detailliert herausgearbeitet, ihre geschlossene Bluse und der Blumenkranz auf dem Kopf rücken ein Stück in den Hintergrund. Mit nachlassendem Fokus lässt kann ich die Konturen der Blüten zwar noch erkennen, allerdings sind sie bereits mit einer gewissen Unschärfe behaftet. Die Schärfentiefe lässt sozusagen nach.
Der Hintergrund zeugt von Lebendigkeit; Farben und Strukturen wechseln sich dynamisch ab, jedoch so verschwommen, dass der Fantasie völlig freien Lauf gelassen wird. Ich sehe unten links einen Kopf - sie scheint sich in einer Menschenmasse zu bewegen. Was seht ihr?
Die junge Frau scheint entschlossen - wofür, bleibt mir verborgen. Und dennoch suggeriert ihre gesamte Erscheinung: Seht, ich wachse (mich) frei!
Symbole des Lebens und Todes, der Verbundenheit und des Loslassens ziehen sich durch die Werke Wanda Stangs und prägen ihren ganz eigenen, unverkennbaren Stil. Ornamente und Blumengeflechte, organische Masse sowie kulturell sehr unterschiedlich geprägte Frauenporträts finden sich in den Bildern Stangs wieder. Es ist ihr ein essentielles Bedürfnis, die Neugierde ihres Publikums zu wecken und ihnen surreale Erfahrungen zu verschaffen. Sie selbst ist wahnsinnig angetan vom imaginären und visionären Roman Jules Vernes "In 80 Tagen um die Welt". Ihr eigener künstlerischer Ausdruck geht daher über die Malerei hinaus. In ihrer Ausstellung "Wanderlust" (2014) beispielsweise wurden die Betrachter anhand einer Kombination aus Zeichnungen, Installation, Objekten und Performance in Stangs surrealen Erlebnisraum mitgenommen.
Ihr Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee in den Fachgebieten Malerei und Textil- und Flächendesign ist nur eine Station ihres künstlerischen Seins. Wanda Stang erarbeitete im Zuge der Pariser Fashionshow von Ornamenten und Symbolen geprägte Stoffe für das Modelabel Alexander McQueen, beteiligte sich vor rund 12 Jahren an den Restaurationsarbeiten des Neuen Museums Berlin und wirkte bei unterschiedlichen Gruppen- und Einzelausstellungen mit.
Und was kann sie sonst noch so? Wanda Stang kann auch Streetart! In Berlin-Mitte findet sich ein riesiges Werk von ihr an einer Hauswand in der Tucholsky 44 (https://barbarapicci.com/2021/11/28/streetart-wanda-stang-berlin-germany/). Ihr Stil ist unverwechselbar. Das von abwechslungsreicher Flora umgebende und in kräftig leuchtenden Farben gehaltene Frauenporträt schaut klarsichtig in unsere Welt hinaus.
Wanda Stang ist gerne großflächig unterwegs. Großformatige Malereien erlauben ihr, einen anderen Ausdruck zu erzeugen und ihm durch verschiedenste Objekte auf der Leinwand ausreichend Platz einzuräumen. Formate für unsere heimischen Räumlichkeiten hält die natürlich auch parat. Ab und zu malt es sich in kleinerer Größe eben auch richtig gut!
http://wanda-stang.de/en/